Henri Cartier-Bresson: „Die Photographien“ – Hommage an einen Jahrhundertfotografen

In "Die Photographien" sind die von Henri Cartier-Bresson selbst ausgwählten Hauptwerke aus den Jahren 1929 bis 1979. © Henri Cartier-Bresson, Magnum Photos /courtesy Schirmer/Mosel

Der kreative Akt dauert nur einen kurzen Moment, einen blitzschnellen Moment des Geben und Nehmens. Gerade lange genug, um die Kamera auszurichten und die flüchtige Beute in der kleinen Kiste zu fangen.
— Henri Cartier-Bresson

Seine Bilder wurden zu Ikonen. Und er selbst zur Legende. Henri Cartier-Bresson prägte die Fotografie Genre übergreifend wie kaum ein anderer. Der Bildband "Die Photographien"* zeigt warum.

Hommage an einen Jahrhundertfotografen

Henri Cartier-Bresson (1908-2004) gilt als einer der einflussreichsten Fotografen aller Zeiten. Viele halten ihn sogar für den besten Fotografen, das „Auge des Jahrhunderts“. Er begann als Fotojournalist und Dokumentarfotograf. HCB bereiste die ganze Welt. Seine Reisen führten ihn nach Indien, Afrika, China, in die USA und nach ganz Europa. Er brachte außergewöhnliche Fotoreportagen mit, die sowohl die Sinne als auch das Herz berührten.

Ein Meister über Genres hinweg

Sie waren wie Filme, die in mehreren Bildern erzählt und im Kopf des Betrachters abgespielt wurden – um zu informieren, zu dokumentieren und Fragen zu stellen. Henri Cartier-Bresson ist jedoch nicht nur der Autor von hunderten von legendären Ikonenbildern, sondern auch der Gründer der renommierten Photo-Agentur MAGNUM, die er zusammen mit Robert Capa, David Seymour und George Roger im Jahr 1947 ins Leben rief.

Henri Cartier-Bresson hat nicht nur Generationen von Nachrichtenfotografen tief beeinflusst, sondern auch das Genre der Straßenfotografie geprägt. 1968 zog er sich nach und nach vom Fotografieren zurück und widmete sich mehr der Malerei. Der legendäre französische Fotograf prägte den Begriff des entscheidenden Moments – "decisive moment".

Henri Cartier-Bresson selbst fasste dieses Konzept wie folgt zusammen: "Fotografieren heißt, den Atem anzuhalten, wenn alle Fakultäten zusammenlaufen, um die flüchtige Realität einzufangen." Genau in diesem Moment wird das Beherrschen eines Bildes zu einer großen physischen und intellektuellen Freude.

All seine Bilder scheinen Beispiele für den entscheidenden Moment zu sein. Henri Cartier-Bresson war ein wahrer Meister der fotografischen Komposition, der den richtigen Moment vorwegnahm, wenn alles, was er durch den Sucher seiner Leica sah, in perfekter Harmonie und göttlicher Geometrie zusammenfiel.

Der wunderbare Bildband "Die Photographien", erschienen bei Schirmer/Mosel, bietet einen großartigen Beleg für das herausragende fotografische Talent von Henri Cartier-Bresson. Darin enthalten sind die vom Künstler selbst ausgewählten Hauptwerke aus den Jahren 1929 bis 1979.

Zen-Meister mit der Kamera

Zwei Taxifahrer in Berlin, 1931. © Henri Cartier-Bresson

In seinem Vorwort schreibt der Dichter und Schriftsteller Yves Bonnefoy über Henri Cartier-Bressons Gespür für Motiv und Moment: "Die Intuition, die Kurzentschlossenheit, die friedvolle Beobachtung, die Cartier-Bresson charakterisieren, erinnern sehr an die "readiness" des Zen-Meisters."

Mit der Kamera gelingt dem legendären Fotografen das, was Eugen Herrigel in seinem Buch "Zen in der Kunst des Bogenschießens"* beschreibt: Irgendwann gehen dem Schüler die Abläufe so in Fleisch und Blut über, dass er selbst mit geschlossenen Augen stets zielsicher ins Schwarze trifft.

Henri Cartier-Bressons Bilder sind auf den Punkt gebrachte Perfektion. Kein Element ist zu viel. Alles ist an seinem Platz. Das Chaos der Welt hält für einen Moment inne, damit der Betrachter sich der flüchtigen Szenen, die normalerweise unbemerkt an seinem Auge vorbeihuschen, gewahr werden kann.

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