Flutkatastrophe an der Ahr: “The Darkest Night”

© Marcel Mayer

Es war stockdunkel. Man konnte nichts mehr sehen. Eine komplette Stadt im Dunkel. Dazu Geräusche, die man nicht mehr zuordnen konnte. Das war gespenstisch.
— Marcel Mayer über die Flutnacht an der Ahr

Aus persönlicher Betroffenheit hat Marcel Mayer ein beeindruckendes Langzeitprojekt gemacht. Über ein Jahr hat er sechs Menschen im Ahrtal mit seiner Kamera begleitet. Entstanden sind sensible Bilder, die das Ausmaß der Flutkatastrophe deutlich machen. Mit seinem feinen Blick und Empathie zeigt Marcel Mayer Momente von Verzweiflung, Schmerz und Resilienz.

In diesem Interview sprechen wir unter anderem über die folgenden Themen:

  • Die persönlichen Erinnerungen an die Flutnacht vom 14. auf den 15. Juli 2021

  • Die Idee für ein Langzeitprojekt über das Hochwasser und die Folge

  • Konzept und Herangehesnweise für ein Langzeitprojekt

  • Finden und Umgang mit Protagonisten

  • Techniken des Storytellings und Editings

Marcel Mayer über “The Darkest Night”

“In meinem aktuellen Projekt bin ich selbst als Betroffener involviert: Als vor Ort lebender Fotograf wurde ich direkt mit der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021 konfrontiert. Mir war sofort klar, dass nach der ersten zu leistenden Hilfe, das Festhalten dieser dramatischen Naturkatastrophe und deren Auswirkung ein „Must“ für mich ist.

Ein Jahr lang widmete ich mich der fotografischen Dokumentation dieses schrecklichen Ereignisses aus der Perspektive von sechs betroffenen Protagonisten. Wichtig war mir, dass ich diese Geschichte aus Sicht der Betroffenen erzähle und nicht nur schnelle „Trümmerbilder“ erstelle.

Meine Geschichte „The Darkest Night“ besteht aus einer Langfassung mit 68 Bildern und einer Kurzfassung mit 44 Bildern und wurde im Juli 2022 über "dpa picture alliance" zum ersten Jahrestag im Juli 2022 vermarktet. Interviews und Portraits über mich und meine Arbeit erschienen u.a. im Focus Online, lokalen Zeitungen als auch sehr ausführlich auf ntv, die sich entschieden haben, neben dem Portrait auch die gesamte Bildserie in einer Bildergalerie darzustellen.

Die Planung lag auf der Hand. Ich wollte Protagonisten aus unterschiedlichen Lebenskonzepten und mit unterschiedlichen Betroffenheitsstufen begleiten. Der Zugang erfolgt über indirekte Kontakte, Hilfsorganisationen und auch durch meine Arbeit im Feld. Bei der Umsetzung war es mir besonders wichtig, mein Projekt bis zum Schluss auf eigene Weise umzusetzen. Ohne Einmischung von außen. Von daher habe ich mich entschieden, Medienpartner erst nach Fertigstellung zu involvieren. Ich habe mir viel Zeit für die Betroffenen genommen. Unzählige Tage und Stunden mit ihnen verbracht und immer war die Kamera dabei.”

* Dies ist ein Auszug aus dem Gastbeitrag, den Marcel Mayer für unser Buch “Mit Bildern Geschichten erzählen: Wie du Storytelling gezielt in deiner Fotografie einsetzt”* geschrieben hat.

Die Flut aus Sicht der Betroffenen

© Marcel Mayer

Marcel Mayer

Im Hauptberuf ist Marcel Mayer Geschäftsführer eines Reiseveranstalters. Durch seine über 20-jährige Tätigkeit in der Tourismusbranche ist er viel gereist und durfte die schönsten, aber auch entlegensten Orte dieser Welt entdecken. Mit dabei war immer auch die Kamera.

Ich betrachte mich als Visual Storyteller und möchte den Menschen die spektakuläre Vielfalt der Welt durch die Linse der ästhetischen, aber auch rohen und manchmal harten Realität zeigen.
— Marcel Mayer

Marcel Mayers Weg in die Fotografie

“Die Leidenschaft zur Fotografie begleitet mich schon mein ganzes Leben. Da ich seit mehr als 20 Jahre in der Tourismusbranche arbeite, bin ich immer viel gereist und durfte die schönsten, aber auch entlegensten Orte dieser Welt entdecken. Und dabei unterschiedliche Kulturen und vor allem deren Menschen kennenlernen. Um die dort erlebten Geschichten weitertragen und visualisieren zu können, habe ich früh begonnen, meine Kamera zu benutzen. Ich erkannte, dass ich eine natürliche Verbindung zu Menschen habe und dass die herkömmliche Reisefotografie nicht widerspiegelte, was ich wirklich fühlte, als ich in ihre Kulturen eintauchte, mit ihnen lachte, in ihren Häusern saß und von ihren Tischen aß. So entdeckte ich für mich die Reportage- und Dokumentarfotografie und begann diese besondere Nähe und die intimen Beobachtungen in ihrem privaten Umfeld in meinen Bildern auszudrücken.”

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