Enrico Markus Essl: Bildersammler im urbanen Raum

Ich sehe den Leuten gerne in der Stadt zu und beobachte, was sie treiben.
— Enrico Markus Essl

Mit dem österreichischen Straßenfotografen Enrico Markus Essl spreche ich in diesem Interview über den Reiz, im urbanen Raum auf Motivjagd zu gehen. Er selbst bezeichnet sich als „Bildersammler“, der mit einem feinen Auge hinter die Oberfläche des Alltäglichen blickt und dabei nicht selten allerlei skurrile Szenen mit seiner Kamera einfängt.

Enrico Markus Essl fotografiert seit seiner Kindheit. Begonnen hat seine Faszination für das Bildermachen mit dem legendären Mode- und Portraitfotografen Helmut Newton: „Zur Fotografie bin ich durch Helmut Newton gekommen. In den 1970er Jahren hatte der Lebensgefährte meiner Mutter ein Playboy-Abo. Ab und zu lag eine Ausgabe im Haus offen herum und ich habe sie durchgeblättert. In dem Alter war das ja eine interessante Lektüre. (lacht)

Die Art und Weise, wie Helmut Newton seine Modelle in Szenen gesetzt hat, war neu und hat mich fasziniert: der Bildaufbau, die Farben, die Gestik – einfach alles. Solche Fotos wollte ich auch machen. Doch dann habe ich gemerkt, dass mir die Aktfotografie eigentlich gar nicht liegt. Aber die Begeisterung für die Fotografie hat mich nie wieder losgelassen und letztlich bin ich bei der Street Photography gelandet.“

An der Street Photography gefällt Enrico das Bewegen im urbanen Raum: „Ich bin gerne zu Fuß unterwegs – auch wenn ich keine Kamera dabeihabe, obwohl das recht selten vorkommt. Ich sehe den Leuten gerne in der Stadt zu und beobachte, was sie treiben. Man sieht dann die unterschiedlichsten Konstellationen und denkt sich irgendwann: ‚Das fange ich jetzt auch mal mit der Kamera ein.‘ Nach den ersten Erfolge macht man weiter und irgendwann wird daraus eine Leidenschaft.“

Street Photography ergibt sich oft aus Situationen heraus, die man nicht planen kann. „Das weiß grundsätzlich jeder, man will es nur oft nicht glauben“, sagt Enrico und erklärt: „Man zieht sich morgens die guten Schuhe an, trinkt einen Kaffee, raucht eine Zigarette und wandert los. Abends kommt man dann mit 100 Bildern zurück und merkt man Durchsehen, dass nichts Spannendes dabei ist.“ Doch genau in der oft mageren Ausbeute liegt der Antrieb: „Das ist ebenso in diesem Genre und motiviert einen, immer wieder loszuziehen.“

Offensiv auf fremde Menschen zuzugehen ist dabei nicht Enricos Stil. „Jemandem aus 40 Zentimeter die Kamera ins Gesicht zu halten, erfüllt mich nicht“, sagt er: „Nach dem zehnten Foto sieht alles gleich aus. Das deckt mir einen zu geringen Bereich der Street Photography ab.“ Stattdessen pflegt Enrico einen sehr subtilen Stil, der von aufmerksamer Beobachtung und feinem Humor gekennzeichnet ist.

Enrico Markus Essl

Jemandem aus 40 Zentimeter die Kamera ins Gesicht zu halten, erfüllt mich nicht.
— Enrico Markus Essl

Enrico Markus Essl ist ein Straßenfotograf aus Österreich. Er lebt in Linz. Für ihn besteht der Reiz der Steet Photography darin, die flüchtigen – oft auch absurden und unerwarteten – Szenen des Alltags im urbanen Raum sichtbar zu machen.

Mehr über Enrico erfährst du auch in dem Interview „Not Too Close“ auf „The Art Of Creative Photography“.

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