Warum es egal ist, mit welcher Kamera du fotografierst

Buying a Nikon doesn’t make you a photographer. It makes you a Nikon owner.
— Unbekannt

Hast du in einem Restaurant nach einem leckeren Essen schon mal den Koch gefragt, mit welchen Messern und Töpfen er das Gericht zubereitet hat? Wahrscheinlich nicht. Ich habe das jedenfalls noch nie gemacht. Wichtig ist doch, dass der Koch sein Handwerk beherrscht und ein Gefühl für die richtige Zusammenstellung von Zutaten hat.

Hast du in einem Restaurant nach einem leckeren Essen schon mal den Koch gefragt, mit welchen Messern und Töpfen er das Gericht zubereitet hat? Wahrscheinlich nicht. Ich habe das jedenfalls noch nie gemacht. Wichtig ist doch, dass der Koch sein Handwerk beherrscht und ein Gefühl für die richtige Zusammenstellung von Zutaten hat.

Und genau das Gleiche gilt auch für die Fotografie. Das wahre Geheimnis herausragender Bilder Je teurer die Kamera, desto besser die Fotos? Leider denken viele Fotografen so und verkennen dabei, was das wahre Geheimnis herausragender Bilder ist.

Nicht selten beschäftigen sich Fotografiebegeisterte von Beginn an zu intensiv mit der Technik. Da werden stundenlang Testberichte gewälzt und intensiv die Anzahl der Mega-Pixel verschiedener Modelle verglichen. Aber warum? Wenn ich Autofahren lernen möchte, kaufe ich mir ja auch nicht gleich einen Ferrari. Ein günstiger Gebrauchtwagen tut es zunächst auch. Was bringt es dir also, wenn du viel Geld für eine Kamera ausgibst, deren Funktionen dich zu Beginn eher überfordern oder gar davon abhalten, worauf es wirklich ankommt – nämlich fotografieren. Ich bin der Meinung, dass du gute Bilder machen kannst, egal mit welcher Kamera.

Die beste Kamera ist die, die du dabei hast – und vor allem auch benutzt. Bei den meisten Menschen ist es das Smartphone. Besonders für Einsteiger eignet sich das iPhone (oder ein Android-Model) hervorragend, um einen fotografischen Blick zu entwickeln. Denn darauf kommt es zunächst an. Bevor du später mit umfangreicherem Equipment auf Foto-Jagd gehst, musst du wissen, was eigentlich dein Ziel ist. Das mag banal klingen, ist aber elementar. Die Gründe, warum Menschen fotografieren, sind natürlich sehr unterschiedlich. Seinen persönlichen Antrieb zu kennen, ist ein daher großer Schritt auf dem Weg zu Fotos, die dir selbst wirklich etwas bedeuten. Kenne dein fotografisches „Warum“ Wenn du dir über dein „Warum“ im Klaren bist, wird dir die Motivsuche anschließend viel leichter fallen. Eine gute Übung, deinem persönlichen „Warum“ auf die Spur zu kommen ist es, sich seine Fotos mal genau anzuschauen.

Frage dich dabei:

  • Gibt es wiederkehrende Muster in deinen Bildern?

  • Welche Motive dominieren?

  • Sind es Landschaften, Menschen, Tiere oder Gegenstände?

  • Welche Perspektive wählst du? Gehst du ganz nah dran?

  • Oder konzentrierst du dich auf das große Ganze?

  • Hast du eine Vorliebe für bestimmte Farben?

  • Welche Lichtstimmungen gefallen dir am besten?

Ich bin mir sicher, dass du bei der Analyse deines Archivs spannende Dinge erkennen wirst, derer du bisher nicht bewusst gewesen bist. The soul of the image is ultimately the only issue when viewing a photograph. In seinem Buch „Road to Seeing“ sagt Dan Winters: „The soul of the image is ultimately the only issue when viewing a photograph.“ Mit welcher Kamera ein Bild aufgenommen wurde ist also egal. Worauf es ankommt ist, dass ein Foto eine Seele besitzt. Etwas, dass dich rührt, rüttelt und Rätseln lässt.

Für mich ist Fotografie in erster Linie etwas sehr Persönliches. Ich mache Fotos, die mir etwas bedeuten und empfinde Fotografie als ein Medium, mit dem ich nicht nur meine Umgebung erforschen kann, sondern gleichzeitig auch eine Menge über mich selbst lerne. Das ist der Unterschied zu professionellen Fotografen, die meist im Auftrag arbeiten und Ergebnisse abliefern müssen, die den Vorstellungen der Auftraggeber entsprechen. Genieße also die kreative Freiheit und mache Bilder nicht, um möglichst viele „Likes“ auf Facebook oder Instagram einzuheimsen.

Natürlich freut sich jeder über Lob. Wenn das jedoch dein einziger Antrieb ist, dann verpasst du die vielen anderen Möglichkeiten, die dir die Fotografie bietet. Die Anerkennung folgt automatisch und ist letztlich die Belohnung dafür, dass du konsequent deinen eigenen fotografischen Weg gehst. Ein verlässlicher Kompass auf deiner Reise mit der Kamera ist ein starkes „Warum“.

Dazu noch mal Dan Winters: „The ‚Why‘ precedes the ‚How‘. This, I believe, should be the goal of all art.“ Je genauer du dir im Klaren darüber bist, wie du die Fotografie einsetzen möchtest, desto gezielter kannst du dir fortan technisches Equipment suchen, um den Prozess zu verfeinern. Ohne ein überzeugendes Konzept werden aber keine herausragenden Ergebnisse herauskommen.

Messerscharfe Pixel ohne künstlerische Idee führen zu klinisch sterilen Bilder, die keine Emotionen wecken. „Sharpness is a bourgeois concept“, wusste schon der legendäre Magnum-Fotograf Henri Cartier-Bresson. Ähnlich brachte es der US-amerikanische Landschaftsfotograf Ansel Adams auf den Punkt: Ansel Adams: „There is nothing worse than a sharp image of a fuzzy concept.“ Dass technische Perfektion nicht das Hauptkriterium für ausgezeichnete Fotografie ist, kann man bei einem Blick auf die Werke früherer Meister leicht erkennen. Egal, auf welchem technischen Stand die Entwicklung von Kameras seit den Anfängen der Fotografie um das Jahr 1815 auch war – ikonische Bilder hat jede Epoche hervorgebracht.

Wenn du das Thema „Fotografisches Sehen“ vertiefen möchtest, dann ist das Buch „Die Seele der Kamera“ von David duChemin ein guter Einstieg. Auch weitere Titel des Autors wie „Sehen und Gestalten: David duChemins etwas andere Fotoschule“, „Sprechende Bilder: Lernen Sie, ausdrucksstark zu fotografieren“ oder „Auf der Suche nach dem Motiv – Ihre Vision in Bildern“ beschäftigen sich mit der Frage nach dem Geheimnis herausragender Bilder.

Auf Englisch hat die Straßenfotografin Valerie Jardin mit „Street Photography: Creative Vision Behind the Lens“ gerade ein sehr praxisnahes Buch vorgelegt. Ihr Podcast „Hit the Streets“ ist ebenfalls hörenswert und zählt zu meinem absoluten Lieblings-Shows über Fotografie.

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Kai Behrmann

Hallo, ich bin Kai. Fotografie bedeutet für mich erleben. Es geht nicht nur um das Einfrieren eines Moments, sondern darum, ihn zunächst aktiv zu spüren. Und zwar mit allen Sinnen. Erst dann kommt die Kamera ins Spiel.

https://www.kaibehrmann.net/
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Warum dein fotografischer Blick der Schlüssel zu herausragenden Bildern ist

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Christian Sefrin: Äthiopien mit der Kamera entdecken